Claudia Haak 

Partnerschaft



Die Rechnung „Ungelöste Konflikte bedeuten Scheidung“ ist nur auf den ersten Blick eine klare. Tatsachen wollen bedacht sein:
1. Jede Beziehung hat Konflikte, die Frage ist, ob man damit leben kann.
2. Jeder Konflikt ist eine Aufforderung, nach einer Lösung zu suchen.
3. Jede neue Beziehung hat Konflikte, die in der alten schon gelöst waren.
4. Die Narben aus der alten Beziehung nimmt man in die neue mit.
Laut ärztlicher Erfahrung haben 40 % aller Menschen psychische Probleme, die scheiden schon mal als gute Partner aus. Für die restlichen 60 % reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, einen „guten Partner“ zu finden auf etwa die Hälfte (denn jeder Zweite, den man trifft, führt unausweichlich in die Katastrophe). Daraus folgt, dass nur ein Drittel der Paare aus zwei „guten“ Partnern besteht und die Chance auf eine gute Ehe hat. Vorausgesetzt sie machen alles richtig. Viele brechen Partnerschaften wieder ab, wenn die Fehler des Partners sichtbar werden, suchen nach dem idealen Partner und sind immer wieder enttäuscht, dass der einfach nicht zu finden ist. Andere versuchen jahrzehntelang, dem Partner die Fehler auszutreiben und geben schließlich frustriert auf.
Wenn der Partner Fehler hat:
Lass dich nicht von den Schwächen des Partners entmutigen. Warte nicht wie König Drosselbarts Prinzessin auf den einzig Richtigen, der doch nie kommt. Nimm, was du kriegen kannst. Einen ganz normalen Menschen, der genug Stärken hat, um liebenswert zu sein, aber auch Schwächen um dich in deinen Stärken zu fordern.
Nimm dem Partner nicht die Verantwortung für seine Schwächen ab. Nur er kann sie lösen. Du kannst ihm seine Fehler aufzeigen, aber versuche nicht ihn umzuerziehen. Dann macht er nur aus Trotz so weiter wie bisher.
Grenze dich von seinen Schwächen ab. Lass dich nicht in sein Jammertal hineinziehen. Wenn du ihn tröstest und bedauerst, verstärkst du damit sein Fehlverhalten, denn er ist es gewohnt, durch Jammern die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Motiviere ihn, an sich zu arbeiten, Therapie und Selbsterfahrung zu machen. Glaube daran, dass er sich ändern kann.
Sage ihm, dass du ihn trotzdem liebst, dann fällt es ihm leichter, sich dir zuliebe zu ändern.
Wenn du wütend bist, versuche das, was dir in der Beziehung fehlt, positiv als Wunsch zu formulieren, dann fällt es dem Partner leichter, darauf einzugehen.
Über eigene Fehler haben wir am meisten Macht. Wir können sie in Zukunft vermeiden. Fehler erkennen, sich entschuldigen und dann liebevoll mit dem Partner umgehen – so einfach ist es, in den Himmel der Liebe zu kommen. Es ist nie zu spät. Ein vernünftiger Partner wird sich freuen, wenn endlich klappt, was er so lange vermisst hat.
Wenn du dich zu Unrecht kritisiert fühlst, bleibe dir selber treu. Steige nicht auf den Streit ein. Dein Partner muss seine Wut loswerden, und das soll er auch. Das hältst du schon aus. Lass dir keine Schuldgefühle einreden, die du nicht hast.
Rechtfertige dich nur einmal, um deinen Standpunkt deutlich zu machen. Wenn danach die Kritik nicht aufhört, hör dem Partner einfach zu. Versuche, seinen Standpunkt zu verstehen. Lass die beiden Standpunkte nebeneinander stehen und streite nicht darum, wer Recht hat. Sei der Klügere und gib ihm Recht.
Wenn du kritisiert wirst:
Nimm dir die einseitigen Vorstellungen des Partners nicht zu Herzen. Diese haben nichts mit dir zu tun, sondern haben ihren Grund in der Lebensgeschichte deines Partners. Bleib dir selbst treu.
Geh auf seine Vorstellungen ein, soweit es für dich passt. Manche Vorstellungen sind ja durchaus brauchbar, wenn sie in Maßen umgesetzt werden.
Wehre dich gegen Forderungen, die zu weit gehen. Manches muss ausgestritten werden.
Wenn der Partner keine Ruhe gibt, trenn dich vorübergehend. Das macht den Partner oft kompromissbereit. Wenn nicht, dann wird klar, dass die Beziehung ein Ablaufdatum hat.
Erwarte nicht, dass dein Partner deine Probleme löst. Bleib autark und sorge für dich selbst. Du bist erwachsen und für dich selbst verantwortlich. Dann sind die Enttäuschungen auch nicht so groß, wenn dein Partner gerade eine schlechte Phase hat und nichts geben kann. Du sorgst ja sowieso für dich selbst. Bleibe so selbstständig wie du es als Single warst. Was dein Partner dir gibt, ist eine Draufgabe, ein Geschenk, aber nicht lebensnotwendig.
Mache deine Lebensziele nicht vom Partner abhängig. Jeder von euch beiden hat ein Recht auf seine eigene Entwicklung, und die geht manchmal in eine andere Richtung. Manches macht man gemeinsam, aber die Verschiedenheit kann auch das Salz in der Suppe deiner Beziehung sein.
Rechne damit, dass Erwartungen sich ändern. Mit 50 hat man oft ganz andere Ziele als mit 30. Wenn ihr aufrichtig im Dialog bleibt, wirst du dich von der Entwicklung deines Partners nicht bedroht fühlen, sondern kannst dich davon anregen lassen.