Claudia Haak 

Partnerschaft


Im Spiegel der Gefühle
Entscheidend für eine Partnerwahl ist, was du dir selbst von einer Beziehung erhoffst: eine zärtliche Romanze, ein Ritt durch die Abgründe der Emotionalität oder eine fast freundschaftliche Komplizenschaft mit viel Humor?

Wo verorten Astrologen das emotionale Potenzial eines Menschen? Die Antwort lautet: Dort, wo sich in einem Geburtshoroskop der Mond befindet. Im Gegensatz zur Sonne, dem „Sternzeichen“, steht der Mond für das, was uns berührt, was uns empfänglich macht, was uns lieben und leiden lässt.
Verrät das Haus, in dem sich der Mond befindet, in erster Linie, in welchem Umfeld sich das eigene Herz optimal entfalten kann, ergänzt das Tierkreiszeichen diese Kategorisierung um die Frage nach dem Wie.

Wen wir brauchen, um unser emotionales Potenzial zum Ausdruck zu bringen, hängt nicht selten davon ab, wie sicher wir uns unserer eigenen Gefühle sind. Nur wer verstanden hat, was ihn im Herzen berührt (und dies auf Dauer), kann wirklich darangehen, sich Gedanken über die Gefühle des Partners zu machen. Bis dahin bleibt der Blick ins Herz des Geliebten nicht selten ein Blick in den Spiegel.

Man wird nicht automatisch aus Erfahrungen klug. Wenn man sie nicht zweifelnd reflektiert, nutzen sie einem gar nichts.

Die Frau sagt, mein Problem sitzt hier neben mir. Wäre der anders, hätte ich kein Problem. Und der Mann sagt dasselbe. Wäre die Frau anders, hätte er kein Problem. Es gibt keine Probleme, es gibt nur Tatsachen. Diese Tatsachen haben in sich keine Bedeutung, wir sind es, die ihnen eine Bedeutung geben. Und insofern sind wir als Bedeutungsgeber immer mitbeteiligt bei der Konstruktion von Problemen oder Lösungen. Es besteht eine Soll-Ist-Differenz. Es gibt einen Istzustand, darüber kann man nicht diskutieren, da sitzt er, der Mann.

Aber griesgrämig schauen ist nur dann ein Problem, wenn ich die Vorstellung habe, er sollte anders schauen. Das heißt, bei jeder Soll-Ist-Differenz, bin ich mit von der Partie als derjenige, der das Problem mit konstruiert. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten. Die übliche ist, man versucht den Istwert an den Sollwert anzugleichen. Der Mann wird so lange bearbeitet, bis er fröhlich guckt. Die Ergebnisse sind meist nicht so bekömmlich. Der zweite Weg, an den häufig nicht gedacht wird, ist die Veränderung des Sollwertes. Ich könnte mich auch von der Vorstellung verabschieden, wie er in meinen Augen sein soll.

Je mehr man versucht, den anderen zu ändern, desto verlässlicher bleibt er derselbe.

Wenn die Autonomie angegriffen wird, ist Verteidigung angesagt. Das bedeutet, sich die Frage zu stellen, ist es vielleicht mit weniger Leid für mich selbst, den Partner, die Beziehung verbunden, eine bestimmte Erwartung zu reduzieren oder aufzugeben?

Der Satz „So geht das nicht mehr“ bedeutet, ein Ende zu markieren. Meine Versuche, dich auf Vordermann zu bringen, sind zu Ende. Der Anspruch, für das Glück des Partners verantwortlich zu sein, wird aufgegeben. Das ist ein gutes Beispiel für die Veränderung der Erwartung, und zwar nicht das Aufgeben der Erwartung, dass etwas anders werden muss, aber für das Loslassen einer überzogenen Erwartung an sich selbst.

Dazu gehört auch der realistische Blick und die Erkenntnis, dass es nicht mehr so sein wird, wie es einmal war, so traurig diese Erkenntnis auch sein mag. Lebende Systeme – wie das Leben selbst – verändern sich nämlich unumkehrbar. Man braucht ja nur selbst in den Spiegel zu schauen.