Claudia Haak 

Kolumne


Der Herbst ist immer unsere beste Zeit (Johann Wolfgang von Goethe)
Nun ist Herbstanfang. Der Herbst lässt sich in diesem Jahr Zeit, der September ist noch sehr spätsommerlich. Ich liebe diesen Übergang, die Zeit, wo die Blätter fallen und   goldgelb und rotbraun in der Sonne leuchten. Die Luft ist in diesen Tagen herrlich klar und angenehm. Ich bin ohnehin ein sehr verinnerlichter Mensch, aber im Herbst merke ich dies immer ganz besonders. Dreiviertel des Jahres ist vorbei. Man fragt sich, wo die Zeit geblieben ist. Die Tage werden kürzer und dunkler. Zeit zum Nachdenken.

Die Zeit des Herbstanfangs, der Übergang vom Sommer zum Winter, hat für mich auch etwas Magisches. Es ist eine Zeit der Veränderung, nicht nur in der Natur, die ihr Kleid wechselt. Mit dem Eintreten der Sonne in das Sternzeichen Waage am 24.September beginnt eine Zeit des Wandels, in der es besonders leichtfällt, Altes, Belastendes und alles, was sich nicht mehr richtig anfühlt, hinter sich zu lassen und wie die Waage ins Gleichgewicht und in Harmonie zu kommen. Es ist, als ob wir von einer drückenden Last befreit würden, als fiele uns ein Stein vom Herzen. Dieses Gefühl kann man mit einem ganz besonderen Brauch entfachen: dem Ritual der Herzsteine.

Hierfür stellt man sich zwei Fragen: Was bedrückt mich und welche Mühsal darf gehen? Vielleicht weißt du die Antwort sofort. Vielleicht ist es ein Prozess von einigen Tagen, bis die Seele die Lösung preisgibt. Vielleicht erscheint dir die Offenbarung sogar im Traum. Sobald du sie kennst, suche dir in der Natur einen Stein – deinen Herzstein. Er wird dir auffallen, weil seine Form, seine Farbe, seine Oberfläche genau der Last entspricht, von der du dich befreien möchtest. Wem danach ist, der bemalt diesen Herzstein mit persönlichen Symbolen. Es können Tränen sein, die vergossen wurden, oder Wellen, die tiefe Gefühle ausdrücken. Wenn du so weit bist, wähle ein Gewässer. Einen See, einen Fluss, einen Teich, oder du fährst ans Meer. Bevor der Herzstein gehen darf, kannst du die Augen schließen und für alles, was du lernen durftest danken. Der letzte Gedanke an jene Zeit ist die liebevolle Bitte an das Wasser, dir zu helfen, loszulassen, und alles Vergangene wegzuspülen. Du öffnest die Augen, wirfst den Stein ins Wasser. Siehst, wie er untergeht, dir vom Herzen fällt. Du spürst die magische Kraft der Veränderung, lächelst und fühlst dich frei, leicht und ohne Sorgen.

Probiere es aus, es wird dir guttun!

Stufen (Hermann Hesse)
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!