Partnerschaft
Kinder haben so etwas wie eine innere unbewusste Wachstumsbremse. Auf einer tieferen Ebene erlauben sie sich nicht, in ihrer Entwicklung weiter zu gehen als ihre Eltern. So halten sie unbewusst die Rangfolge ein und die enge Verbindung zu ihrer Familie aufrecht. Wenn Kinder sich später doch über ihre Eltern hinaus entwickeln wollen, fühlen sie sich immer wieder gebremst, boykottieren ihren Erfolg unwissentlich oder erleben Weitergehen stets gekoppelt mit Schuldgefühlen.
Die größten Abenteuer in deinem Alltag birgt die Zeit der Ruhe. Du arbeitest von morgens bis abends. Du baust immer mehr auf, hast viele Hobbys, aber das ist kein Raum zur Muße. Was glaubst du, wie viel Aufregung in dein Leben kommt, wenn du dir Ruhe und Alleinsein gönnst? Wenn du dein Leben umgestaltest auf Sinnlichkeit, Tiefe, Stille und Heiterkeit hin? Anfänglich wirst du dich fühlen wie ein Junkie auf Entzug, wenn du mit dir alleine bist. Du wirst gezwungen sein, ohne Ablenkung auf dich selbst zurückgeworfen zu sein. Das kann ziemlich abenteuerlich werden, wenn du dich dieser Begegnung mit dir selbst stellst. Vielleicht erlebst du zum ersten Mal bewusst, dass nichts als deine eigene innere Unruhe dein Leben so getrieben und stressig macht. Vielleicht wirst du von deiner Angst übermannt, verlassen zu werden, zu wenig Geld zu verdienen, nicht genug zu leisten, wenn du endlich Stille findest. Wenn du in solch einem Moment bei dir bleibst und lernst, diese Stille mehr und mehr zu suchen und auszuhalten, wird sich mit der Zeit etwas in dir stabilisieren. Plötzlich erlebst du dich in ehemals kritischen Situationen mit viel weniger Anforderung und Widerstand. Du musst dann nicht mehr ständig nach etwas streben und auch nicht mehr der oder die Beste sein.
Es geht hier vor allem wieder darum, unsere Gefühle mit uns und mit anderen zu teilen und so gut wir können wir selbst zu sein. Wenn wir traurig sind, dann sind wir eben traurig. Und wenn wir glücklich sind, dann sind wir halt glücklich. Kein Gefühl ist von Dauer. Gefühle sind immer in Bewegung. Wir können sie nicht festhalten und müssen sie auch nicht verdrängen. Unser Ziel ist es, von Moment zu Moment gut mit uns selbst Kontakt zu halten. Zu wissen und auszudrücken, was in uns vorgeht, und das ohne Scham und Verurteilung. Genauso wichtig ist es, mit dem Leben Kontakt zu halten und das, was es uns gerade präsentiert, anzunehmen und zu akzeptieren. Selbst wenn es schmerzlich ist, den Sinn darin und die Möglichkeit zu Wachstum zu suchen.
Die Lust hat so wenig ein Ziel wie das Spiel unserer Kinder. Aber nirgendwo gibt es mehr Spaß, Tiefe und Nähe zu erleben. Wenn du wissen willst, was für ein Liebhaber du in einer dauerhaften, nahen Beziehung bist, dann schau dich an, wie du mit deinen Kindern spielst.
Es läuft vielleicht alles nicht so, wie es sollte – aber es macht Sinn! Das ist Gottvertrauen.
Wenn du dir selbst gibst, können dich auch andere so nehmen, wie du bist. Dabei bekommst du nicht unbedingt mehr von den anderen. Du empfängst nur mehr, weil du offen für sie bist. Mit Gottvertrauen findet dein Leben immer mehr Ruhe, ohne dass es sich äußerlich wirklich verändern muss. Es ist vielmehr deine Haltung zu den Dingen, die sich ändert. Mit der Zeit gibt es wenig, was dir wichtiger ist als deine Partnerschaft – aber nicht, weil du dir dort irgendeine besondere Erfüllung von jemand anderem erwartest. Deine Partnerschaft bekommt auf diesem Weg deshalb immer größere Bedeutung, weil sie das spannendste Experimentierfeld für dich ist, um dich selbst zu entdecken, und weil du dich dort einem anderen Menschen am ehrlichsten zeigen kannst.
Ein weiser Mann pflegte zu sagen: „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.“
Es gibt nur einen Weg, erfüllte, wahrhaftige Menschen ins Leben zu bringen: Wahrhaftigkeit sich selbst gegenüber. Wenn du anfängst, dich deinen Kindern mit all den Lücken und Bedürftigkeiten zu zeigen, wissen deine Kinder, wer du und wer sie wirklich sind. Langsam, aber sicher wirst du ihnen auf diesem Weg immer mehr Kraft und echten Spaß geben können statt gut gemeinter Elternrollen-Spiele.
Nicht eine Situation an sich ist für das Kind ein Problem, sondern die Art, wie die Eltern damit umgehen.
Deshalb trenne dich lieber in Liebe, wenn du dich trennst. Den größten Gefallen, den du deinen Kindern bei einer Scheidung tun kannst, ist, wieder und wieder nach Vergebung und ehrlichem Verständnis für das Anderssein deines Partners zu suchen. Dein Leben und das Leben deiner Kinder werden so nach der Trennung schneller zur Ruhe kommen. Deine Persönlichkeit wird daran wachsen, und deine Kinder werden mehr Halt in sich selbst erfahren.
Jeder braucht das vom anderen am dringendsten, was für ihn so ablehnenswert und unvorstellbar ist.
Lehnen die Ehepartner etwas am anderen vehement ab, fühlt sich das Kind in einem Teil seines Seins vehement abgelehnt.
Den wahren Halt bekommt ein Kind nicht durch die Vielfalt, sondern durch die Akzeptanz und Wertschätzung der Andersartigkeit. Ein Kind ist Liebe, und um seinem Sein gerecht zu werden, will es lieben. Auf tiefer unbewusster Ebene darf es allerdings nur das lieben, was auch seine Eltern lieben. Da darf seine eigene Liebe nicht weitergehen als die der Eltern. Das ist der Preis, den alle Kinder zahlen, um in ihrem Familienverbund zu bleiben.