Kolumne
Wir hatten seinerzeit Familienfeier. 20 Leute. Eine logistische Herausforderung für die Chefköchin. Also für mich. An solchen Tagen der Vorbereitung war ich immer extrem angespannt und meistens notorisch schlecht gelaunt. Da die Mitglieder meiner Familie das inzwischen wussten, hatten sie mir bereits vorher großmütig ihre Hilfe angeboten. Insbesondere meine Tochter. „Freitag und Samstag geht klar Mama, da helf ich dir, mach dir keinen Kopf.“ Auch mein Mann war willig zu helfen. Mitten im Anbraten von gefühlten Tonnen Fleisch meinte er: „Ich helf dir…“, bevor ich ihn jedoch mit irgendetwas beauftragen konnte, war er schon wieder aus der Küche verschwunden und ich hörte ihn in der Gästetoilette werkeln. Fünf Minuten später fluchte er zum ersten Mal. Ein paar Minuten später war ich dann doch neugierig, was er denn nun unter „Hilfe“ verstand, die ihn zudem so fluchen ließ. Mein Blick wanderte durch die Diele in der die Teile unserer Duschkabine standen. Wir haben eine Gästetoilette kombiniert mit Dusche. Keine Ahnung, wer sich solch einen Blödsinn ausgedacht hat, bedeutet es doch für die sorgfältige Hausfrau, bei jedem Besuch die Dusche blitzblank zu putzen, weil man vom Klo direkt auf die Duschverkleidung samt Dusche blickt. Mein Blick in die Gästetoilette bestätigte meine Vermutung. Mein Mann erneuerte das Silikon in der Duschverkleidung und kämpfte mit den Tücken der Silikon-Spritzpistole. Das Ding ist leider etwas älter und daher kommt im entscheidenden Moment nichts raus. Erneutes Fluchen. Ich ging zurück in die Küche. In solchen Momenten ist mein Mann für konstruktive Kritik nicht wirklich offen. Eine halbe Stunde später war er immer noch dabei, mehrere Schrauben waren ihm wohl abhandengekommen und er fluchte immer noch ziemlich laut. So laut, dass mein Sohn in die Küche kam und meinte, was schreit der Papa denn so rum, ist ihm was kaputtgegangen? Ich versuchte es mit Galgenhumor und meinte: „Noch nicht, aber er tut sein Bestes.“ Nach einer gefühlten Ewigkeit war er fertig und die Duschkabine befand sich wieder da, wo sie hingehörte. Als er fluchend in die Küche kam, wagte ich zu sagen: "Was wolltest du denn mit dieser Aktion bezwecken? Als würde jemand auf die Silikonabdichtung gucken, wenn er auf dem Gästeklo sitzt. Außerdem habe ich heute Morgen die Dusche geputzt." Da meinte er lapidar: "Da war mir jetzt spontan nach." Klar, genauso spontan wie er letztens 10 Minuten vor Eintreffen des Besuchs duschte, nachdem er zuvor mit dem Mountainbike durch die Lande gefahren und dieses in unserer Badewanne gereinigt hatte. Ach ja, meine Tochter vergnügte sich, statt zu helfen, mit ihrem Freund im Kino. Wir helfen! Ne, is klar.